Agri-PV Deutschland – Synergie von Landwirtschaft und Photovoltaik
Agri-PV ermöglicht die gleichzeitige Nutzung von Ackerflächen für Stromerzeugung und Landwirtschaft. Durch spezielle Installationen – entweder vertikale Modulreihen oder „Überkopf“-Anlagen – bleibt genug Raum für die landwirtschaftliche Nutzung. Mit dem „Solarpaket 1“ (Mai 2024) wurden Agri-PV, Floating PV und Parkplatz-PV als „Photovoltaik-Sondersysteme“ anerkannt, die besondere Privilegien genießen. Welche das sind und warum, das erklären wir im Text.
Grundsätzliche Vorteile von Agri-PV
Neben dem doppelten Nutzen von Strom- und landwirtschaftlicher Produktion behalten alle Flächen, die mit Agri-PV bebaut sind, auch ihre landwirtschaftlichen Privilegien. Voraussetzung ist, dass die installierte Photovoltaik die landwirtschaftliche Nutzung um nicht mehr als 15 Prozent einschränkt.
Vertikale Agri-PV
Anlagen mit vertikal in Ost-West-Richtung installierten bifazialen PV-Modulen erzielen vor allem am frühen Vormittag und späten Nachmittag hohe Erträge. Mittags, wenn klassische Dach- und Freiflächen-Anlagen Spitzenleistungen erzielen, sinkt die Leistung der vertikal installierten Ost-West-Anlagen. Vertikale Agri-PV-Systeme ergänzen somit die Produktion traditioneller Anlagen und entlasten das Stromnetz. Außerdem ist der Verlust im Fall einer Trennung vom Netz durch den Netzbetreiber wesentlich geringer als bei einer herkömmlichen Freiflächen-Anlage. Lesen Sie auch: Live-Daten zeigen das Potenzial
„Überkopf“ Agri-PV
Bei der Überkopf-Agri-PV werden die Module in mehreren Metern Höhe über der landwirtschaftlichen Fläche auf einer Unterkonstruktion installiert. Dadurch bleibt die Fläche unter den Modulen zum einen für den Anbau von Obst, Gemüse oder für die Tierhaltung nutzbar und kann maschinell bearbeitet werden. Zum anderen schützen die Photovoltaik-Module die Fläche darunter vor Witterungseinflüssen, Sonne, Regen, Hagel usw. In Deutschland ist für diese Art von Anlagen eine Mindesthöhe von 2,10 Metern vorgeschrieben.
Mehr Ertrag mit „nachgeführter“ Agri-PV
Eine besondere Variante der Agri-PV sind nachgeführte Anlagen, die dem Sonnenverlauf folgen und dadurch eine höhere Stromausbeute erzielen. Solche Systeme gibt es in verschiedenen Ausführungen: als „Überkopf“-Anlagen, als Agri-PV in Reihen oder als großflächige Nachführsysteme, bei denen ganze Modulfelder in mehreren Achsen der Sonne nachgeführt werden.
Wenn die Fläche landwirtschaftlich genutzt wird, können die Systeme in eine Parkposition gefahren werden, um die Bearbeitung zu erleichtern. „Überkopf“-Anlagen erfordern diesen Schritt nicht, da ihre Module die landwirtschaftlichen Arbeiten grundsätzlich nicht behindern.
Agri-PV im Einsatz: Synergien für maximale Effizienz in Almelo
Seit 2023 erzeugt eine 1,9 MW starke vertikale Agri-PV-Anlage auf rund 3,2 Hektar in Almelo, Niederlande, nachhaltigen Solarstrom. Das System wurde von Profinergy B.V. aus Utrecht im Auftrag des Klimaatfonds Nederland geplant, installiert und wird auch von Profinergy betrieben.
In Almelo ist die vertikale Agri-PV-Anlage Teil eines hybriden Systems und ergänzt eine deutlich leistungsstärkere, nach Süden ausgerichtete klassische Freiflächen-Photovoltaik.
Wie die vertikale Agri-PV im Vergleich zur klassischen Freifläche abschneidet, welche Vorteile sie bietet, wie beide Systeme optimal zusammenwirken und welchen Einfluss eine Netztrennung der Anlage bei negativen Strompreisen hat, erfahren Sie in unserem Life-Bericht: Live-Daten zeigen das Potenzial